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Projekt seite·an·seite erfährt bundesweite Beachtung

Seit fünf Jahren hilft das Projekt seite·an·seite stressbelasteten sowie traumatisierten Kindern und Jugendlichen im Kreis Calw. Nun erfährt die Arbeit des Teams um Initiator Rolf Johnen bundesweite Aufmerksamkeit. Gleich zwei Ehrungen sorgen für große Begeisterung im Team.

Ulrike Schneider (links) und Bettina Gäckle freuen sich über die Auszeichnung und die damit verbundene Aufmerksamkeit. Foto: Stöß

Von Roland Stöß: Calw - Zum einen ist seite·an·seite für den "Deutschen Engagementpreis" nominiert. Der Deutsche Engagementpreis ist die bedeutendste Auszeichnung für bürgerschaftliches Engagement im Land. Initiator und Träger ist seit 2009 das Bündnis für Gemeinnützigkeit, ein Zusammenschluss von großen Dachverbänden und unabhängigen Organisationen des gemeinnützigen Sektors.

Während man es bei diesem Preis aus 463 Bewerbungen unter die letzten 100 in der Endauswahl geschafft hat, aber die Entscheidung noch aussteht, ist eine andere Bewerbung bereits erfolgreich ausgegangen: Das Calwer Projekt seite·an·seite erhielt ein Stipendium in Form eines viermonatigen Coachings durch zwei Führungskräfte aus der Wirtschaft. Initiiert durch einen bundesweiten Wettbewerb, der sich "Start social" nennt.

Die Schirmherrschaft liegt seit 20 Jahren in den Händen des Bundeskanzlers. Bettina Gäckle und Ulrike Schneider erklärten, was hinter dem Projekt seite·an·seite steckt.

Kanzler überreicht Urkunde

Am 22. September reisen die Calwerinnen zur Ehrung nach Berlin, um dort aus den Händen des Bundeskanzlers die Ernennungsurkunde in Empfang zu nehmen.

"Mit diesen Nominierungen nähern wir uns dem Ziel, unsere Arbeit noch bekannter zu machen." Denn sie möchten neue ehrenamtlich Mitarbeiter gewinnen. "Zudem ist es wichtig, dass Eltern und Schulleitungen wissen, was wir tun und was unsere Arbeit bewirkt."

"Wir sind vor fünf Jahren gestartet als "traumafokussierte Kreativarbeit". Der Calwer Facharzt für Psychosomatik und Psychotherapie Rolf Johnen zeigte damals uneigennützig Engagement, als er erkannte, dass circa 40 bis 60 Prozent der geflüchteten Kinder unter 15 Jahren psychisch traumatisiert sind. Er erkannte: "Da muss man was machen." Nach intensiver Einarbeitung hatte sich rasch ein großer Stamm an freiwilligen Helfern gebildet.

Zielgruppe weiter gefasst

Schon kurze Zeit nach dem Start erkannte man, dass eben nicht nur traumatisierte, sondern darüber hinaus immer mehr Kinder aller gesellschaftlichen Schichten auch ohne Flucht- beziehungsweise Migrationshintergrund Schwierigkeiten haben, mit den persönlichen und familiären Belastungen ihres Lebens zurechtzukommen. Drastisch verstärkt und sichtbar wurde dies durch die Pandemiesituation, deren Folgen insbesondere für Kinder und Jugendliche noch lange nachwirken werden.

Schneider: "Als klar wurde, dass unsere Arbeit allen Kindern gut tut, egal, weswegen sie gestresst sind, war es naheliegend, dem Projekt einen neuen, treffenden Namen zu geben." Dieser wurde im Zuge des Coachingprozesses erarbeitet.

In den Kursen mit Kindern und Jugendlichen geben sie diesen an ihren Schulen durch zeitlich begrenzte Einheiten von zehn Terminen die Möglichkeit, Erlebnisse zu verarbeiten und stressreduzierende Techniken zu erlernen, die ihnen ein selbstbestimmteres, verantwortungsvolleres und freieres Leben ermöglichen. Dabei werden unter Leitung eines Psychotherapeuten zehn bis 15 Kinder je einer eigenen Begleitperson zugeordnet.

Weitere Helfer gesucht

Obwohl inzwischen 150 ehrenamtliche Kursbegleiter mitmachen, beleuchten Schneider und Gäckle den steigenden Bedarf. Die beiden Frauen machen Interessenten Mut: "Man startet mit einem eintägigen Schulungskurs." Später wird man professionell begleitet. Die nächste ganztägige Schulung findet am 1. Oktober in Neubulach statt.
Interessierte können sich unter der Mail-Adresse info@sas-calw.de melden.